„Je langsamer die Dekarbonisierung, umso teurer wird das für die Kunden“, warnt Bernhard Osterwind, Fraktionsvorsitzender der BmU. Besonders Kunden aus dem Geschosswohnungsbau suchen vermehrt Rat in der Millrather Geschäftsstelle der BmU. Osterwind kennt ihre Probleme und fordert entschlossenes Handeln, um die Energieversorgung klimafreundlicher zu gestalten und Kostenexplosionen zu verhindern.
Folgen einer ausbleibenden Dekarbonisierung
Die konsequente Reduktion fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Öl (Dekarbonisierung) ist laut Osterwind unverzichtbar, um die Energiewende zu schaffen. Holz ist hier umstritten. Bereits 2018 hatte er auf die Machbarkeit von Tiefengeothermie in Hochdahl hingewiesen, doch die Stadtwerke reagierten aus seiner Sicht zu zögerlich. „Das ist die günstigste Art der Wärmeerzeugung. Jedes Jahr später kostet die Bürger einen höheren Arbeitspreis“, kritisiert er.
Wenn die Dekarbonisierung misslingt, könnten erhebliche wirtschaftliche und ökologische Schäden folgen. Laut Osterwind droht nicht nur ein desaströser Wertverfall von Wohnimmobilien, sondern auch eine unbezahlbare Fernwärme. Diese würde ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren und letztlich vom Markt verdrängt werden.
Rechtliche Rahmenbedingungen und finanzielle Risiken
Das Klimaschutzgesetz KSG (Klimaschutzgesetz) verpflichtet die Energiewirtschaft, ihre Treibhausgasemissionen bis 2045 auf null zu reduzieren. Ein Verstoß könnte Marktverbote nach sich ziehen. Fernwärmeerzeuger, die fossile Energien nutzen, fallen zudem unter das EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) oder den nationalen Emissionshandel (nEHS). Die steigenden Preise für CO₂-Zertifikate erhöhen kontinuierlich die Kosten für Verbraucher – eine Entwicklung, die auf jeder Fernwärmerechnung sichtbar ist.
Zudem fördern regulatorische Vorgaben wie die Energieeffizienzrichtlinie (EED) und das Gebäudeenergiegesetz (GEG) den Ausbau erneuerbarer Energien. Fernwärmenetze, die nicht dekarbonisiert werden, riskieren den Verlust von Fördermitteln und Einschränkungen bei Neubauten sowie Bußgelder.
Peter Sohn, ebenfalls Ratsmitglied der BmU blickt voraus: "Ab 2027 startet der europäische Emissionshandel für Gebäude und Verkehr (ETS2). Mit diesem Zertifikatesystem will die EU ihre Klimaziele erreichen. Zur konkreten Ausgestaltung erlässt die Europäische Kommission hierzu EU-Verordnungen. Sie müssen hierfür nicht in nationales Recht umgesetzt werden, d.h. die Bundesregierung hat hierauf keinen Einfluss. Experten gehen davon aus, dass der CO2-Preis pro Tonne dann ein Niveau von mindestens 200, vielleicht sogar 300 Euro erreichen wird. Grob geschätzt bedeutet dies 4 bis 6 Cent netto mehr pro Kilowattstunde Gas. Das könnte insbesondere bei weniger zahlungskräftigen Bevölkerungsgruppen in Hochdahl zu Energiearmut führen, sofern Gas bis dahin die einzige Energiequelle des Fernwärmeheizkraftwerks bleibt."
Kunden im Fokus
Für Kunden birgt eine nicht dekarbonisierte Fernwärme erhebliche finanzielle und rechtliche Nachteile. Im Geschosswohnungsbau, wo Alternativen zur Fernwärme schwerer umzusetzen sind, drohen steigende Heizkosten und ein sinkender Immobilienwert. Eigentümer könnten bei Vermietung und Verkauf Nachteile erfahren, da der Gesetzgeber zunehmend auf klimafreundliche Heizsysteme setzt.
Ohne Dekarbonisierung wird die Fernwärme für viele Kunden unattraktiv. Ein Rückgang der Nutzerzahlen könnte die verbleibenden Kunden zusätzlich belasten, da die Kosten des Netzes auf weniger Schultern verteilt werden müssten.
Langfristige Konsequenzen
Osterwind, Ratsmitglied der Unabhängigen Wählergemeinschaft BmU e.V. warnt vor den globalen Folgen einer unzureichenden Dekarbonisierung. Der Klimawandel schreitet voran, wenn die Raumwärmeerzeugung weiterhin zu den größten CO₂-Verursachern zählt. Klimaveränderungen bringen langfristig immense Kosten mit sich – sowohl für die Gesellschaft als auch für Einzelpersonen.
Eine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern birgt zudem geopolitische Risiken. Bei Verzicht auf die staatliche Förderung und Forderung der Dekarbonisierung würden explodierende Preise für Öl und Gas die Kosten in die Höhe treiben und Deutschland in eine gefährliche Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten bringen.
Fazit
Die Dekarbonisierung der Fernwärme ist nicht nur eine Frage des Klimaschutzes, sondern auch der wirtschaftlichen Vernunft. Die Stadtwerke Erkrath stehen vor der Herausforderung, ihre Energieversorgung zügig zu modernisieren und auf erneuerbare Quellen umzustellen. Gelingt dies nicht, drohen nicht nur untragbare finanzielle Belastungen für die Kunden, sondern auch der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und Marktanteile. Osterwind appelliert an alle Verantwortlichen, konsequent und zügig zu handeln, um die drohenden Kosten und Schäden abzuwenden.