Am 8. Juli 1900 wurde unter Vorsitz von Bürgermeister Kaiser im Lokal "Zum Parlament" später "Weidenhof" (heute neu bebaut auf dem Eckgrundstück Kreuzstraße/Beethovenstraße) die Freiwillige Feuerwehr Erkrath gegründet. Kaiser selbst wurde Vorsitzender der Feuerwehr, die von insgesamt 31 Bürgern gegründet wurde.
"Hauptmann" wurde der Bauunternehmer Eduard Kleinillbeck und sein Stellvertreter der Wirt der Gründungsgaststätte Jakob Assenmacher. Im Büngerschen Saale in Hochdahl wurde tags drauf von 24 Anwesenden die Hochdahler Wehr aufgestellt. Hauptmann wurde Baununternehmer Heinrich Weber. Sein Nachfolger in der 1907 gegründeten Millrather Wehr war ab 1914 Karl Weber (der Orden in der Abbildung ist von Karl Weber), Bauunternehmer in Millrath - heute Bergstraße 13, damals: Im Dorf 54.
Am 10. Juli fanden sich auch im Lokal "Am Zault 28" 28 Personen zur Gründung der Unterbacher Wehr ein. Die Erkrather Wehr verfügte also bereits bei Gründung 1900 zunächst über drei "Kompanien", ab 1907 über vier Löschgruppen.
Ihr Motiv wird zum 25. Jubiläum beschrieben: "beseelt vom Geiste tatbereiter Nächstenliebe".
Durch Spenden aus der Bürgerschaft konnte jede Kompanie "eine Spritze" incl Schläuche und die Einkleidung der Wehrleute finanziert werden. Im Geschäftsjahr 1902/1903 wurden 30 Übungen abgehalten. 1904 wurde die Wehr zu 14 Bränden alarmiert. Ausgerechnet beim Feuerwehrfest der Hochdahler Wehr ging der Festsaal in Flammen auf. Eine umfangreiche Brandkatastrophe. Die Wehren aus Hilden, Unterbach und Millrath mussten die Trillser in ihrem 15-stündigen Kampf gegen die Flammen unterstützen.
1905 wurde für 750 Mark eine Schiebeleiter gekauft. Der Einsturz der Fabrikmauer an der Schamottfabrik 1922 war eine der größeren Herausforderungen.
Pferdebesitzer in der Nähe der Spritzenhäuser mussten im Alarmfall jederzeit für die Bespannung der Spritzen sorgen. 1910 wurde sogar eine eigene Feuerwehrkapelle gegründet, deren Tätigkeit mit dem Weltkrieg zum erliegen kam. Am 9.9. 1910 brannte um 4:30 Uhr der Getreideschuppen von Christian Klein in Schlickum ab. Am 24.3.1911 vernichtete ein Brand das Wirtschaftsgebäude von Wilhelm Schauf. Je ein Brand in Sandheide und Hausmanns beschäftigte die Feuerwehr Millrath 1911.
17 Kameraden kehrten nicht aus dem 1. Weltkrieg zurück.
In Millrath stand das Spritzenhaus an der Dorfstraße. Alarmiert wurde in den frühen Jahren durch einen "Hornisten", der per Fahrrad oder im Laufschritt die Männer zusammenrief um zu retten, was noch zu retten war.
Auch bis in den 30er Jahren war das Löschgerät noch mit Pferden bespannt. 1929 erste Übung mit einem Auto als Zugfahrzeug für die Spritze. Es kam zur Alarmübung im Neandertal 20 Minuten schneller an als die pferdegespannte Variante. Die Armut war groß. Man musste in Millrath auf die Aufnahmegebühr in die Feuerwehr verzichten. Der Vorschlag der Trillser Kameraden, den Monatsbeitrag um 5 Pfennig zu erhöhen, um die verstorbenen Kameraden mit Musik zu begraben, wurde von den Millrathern abgelehnt. Die meisten Feuerwehrmänner waren erwerbslos. Am 5.9.1933 dann das ersehnte Ereignis: die Millrather Wehr bekam ihre erste "Motorspritze". Das Tagungslokal der Millrather war die Wirtschaft "Zum Neuen End" bzw. "Kupp". In Alt-Erkrath wurde das erste motorisierte Fahrzeug 1938 in Betrieb genommen: Auf einem "Opel-Blitz" hatte man ein Löschgruppenfahrzeug LF 8 aufgebaut.
Der Zweite Weltkrieg kostete zahlreichen Kameraden das Leben. Einsätze der "Rest-"Feuerwehr führte sie in die benachbarten brennenden Großstädte.
Der oben genannte "Hauptmann" Karl Weber gilt als der Gründervater des Wasserwerkes Millrath (Band 6 Niederbergische Geschichte: Die Geschichte der Wasser-und Energieversorgung in Erkrath Seite 49 ff.) Für sein Wohnhaus (heute Bergstraße 13) brauchte er kein Wasser, hatte er doch einen gut funktionierenden Brunnen auf eigenem Grundstück. Er sah vor allem die Notwendigkeit einer verbesserten Löschwasserversorgung, die er im Gemeinderat nach 1945 und zeitweise als Bürgermeister vorantrieb.
Ab 1946 ertönt jeden Samstag um 12 Uhr zu Kontrollzwecken die Feuerwehrsirene, die Millrather Wehr ist wieder einsatzbereit.
1949 kann man sich zum ersten mal wieder eine "Musikkapelle" und sogar einen "Humoristen" zum Kameradschaftsabend im Kupp leisten.
1975 feierte die Trillser Löschgruppe das 75. Jubiläum mit einer Kirmes am Sportplatz.
Ab 1975 wuchsen die Anforderungen an die Wehr, sodass der Kauf des "Atrol"- Gebäudes erwogen wurde. Dem waren massive Auseinandersetzungen vorausgegangen. Beigeordneter Kipp hatte die Notwendigkeit der Zentralisierung der Wache aus finanziellen Gründen befürwortet. Ende April 1977 brannte in der Nacht das "co-op" Selbstbedienungskaufhaus an der Sendenthaler Straße komplett nieder.
Im Mai 1977 kam es zum offenen Bruch. Feuerwehrchef Claus Seite drohte mit Austritt aus der Feuerwehr, sollte die zentrale Wache nach Hochdahl kommen. Er begründete das mit den noch nicht beseitigten schienengleichen Bahnübergängen. Im Rat zeigte er sich dann etwas milder: Die zentrale Wache in Hochdahl könne er als "Übergangslösung" akzeptieren, auf Dauer gehöre der Rettungsdienst und die Feurwehr zentralisiert nach Alt-Erkrath.
1980 dann der Skandal. Das Atrol Gebäude, in welchem Feuerwehr und Verwaltung unterkommen sollten, war mit 3,5 Mill. Mark erworben worden und sollte 600.ooo bis 800.000 DM für den Umbau und Erweiterung kosten. Hinter dem Rücken des Rates hatte die Verwaltung insgesamt Maßnahmen in Höhe von 2,5 bis 3 Millionen Mark in Planung gegeben. Aufgedeckt wurde das nur, weil man anhand des Architektenhonorars das Gesamtvolumen des Auftrages errechnen konnte. Sogar der Abbruch der Maßnahme wurde wegen der Kostenexplosion erwogen. Junge Ratsmitglieder lernten für den Rest ihres Lebens, dass ein gehöriges Maß an Misstrauen gegenüber der Verwaltung gerechtfertigt ist.
Keine 50 Jahre genügte die "Übergangslösung" Feuerwache den modernen Ansprüchen.
Die künftige Wache soll lt. Abschreibetabelle aber mindestens 70 Jahre aushalten.
Am 14.9.2013 befand Feuerwehrchef Guido Vogt: "Acht bis zehn Jahre können wir auf keinen Fall mehr mit dem Neubau warten". "Kein Fall" ist jetzt eingetreten: zwölf Jahre später feiert die Feuerwehr ihr 125. Jubiläum und voraussichtlich die Inbetriebnahme der neuen Feuerwache auf dem Clefer Feld.
Die BmU hatte die Lösung favorisiert, auf der Neanderhöhe neben dem Recyclinghof eine zentrale hauptamtliche Wache zu bauen (geringere planungsrechtliche Hürden, kein Lärmschutz zur Nachbarbebauung, zwei Zufahrten, geringeres Bauvolumen, geringere Kosten , deutlich schnellere Realisierbarkeit) und wie der Löschzug I in Alt-Erkrath, sollten die Löschzüge II und II in einem sanierten Gebäude an alter Stelle unterkommen. Als dafür keine Mehrheiten zu finden waren, unterstützte die BmU im weiteren Fortgang auch den Bau am Clefer Feld. 2018 wurden die Kosten auf 31 Mio. € geplant. Jetzt liegen wir bei ca. 40 Millionen.
Im Dezember 2015 scheiterte die CDU / BmU Koalition nach erheblichen vorausgegangenen Schwierigkeiten an der Standortfrage für die Alt-Erkrather Wache des Löschzuges I. Die BmU wollte den Standort gegenüber dem Friedhof, die CDU einen Standort in der Sackgasse Steinhof. Der Kauf des Grundstücks am Steinhof war schon aufgerufen, da zog die BmU unter Protest aus dem Rat aus.
Unvergessen ist u.a. der absolut verheerende Großbrand der Grundschule in der Sandheide 2019, die einer Brandstiftung komplett zum Opfer fiel. 2025 befindet sich der Nachfolgebau noch nicht im Rohbau. Genauso die kräftezehrende, langwierige Großschadenslage im Stadtgebiet mit den Überschwemmungen im Juli 2021.
Früher unvorstellbar: Nicht selten müssen die Retter inzwischen sogar Angriffe gegen sich abwehren. Das ist nun schon zum dritten Mal in der Silvesternacht geschehen. Da läuft etwas ganz gehörig schief in unserer Gesellschaft.
Größte Sorgen bereitet die irgendwann mögliche Inbetriebnahme der Kohlenmonoxidleitung durch Erkrath. Eine Havarie der Leitung unter Betrieb hätte verheeredes Gefahrenpotenzial für Anwohner, Autobahn und die Retter.
Mögen Sie vor einem solchen Risiko bewahrt bleiben.
Auf die nächsten 125 Jahre!
Ein Hoch auf alle lebenden und verstorbenen Retter in unserer Erkrather Feuerwehr.
Bernhard Osterwind